neben zahlreichen anderen mit der pinhole fotografie verbundenen unwägbarkeiten sind die auswirkungen des schwarzschildeffektes ein erheblicher faktor im zusammenhang mit der abschätzung der erforderlichen belichtungszeiten.
interessanterweise finden sich hierzu in der regel keine besonders hilfreichen angaben der filmhersteller, insbesondere wenn es - im vergleich zu 'normaler' fotografie - um sehr lange belichtungszeiten geht. auch die im netz angebotenen belichtungszeitenrechner verweisen rudimentär auf den noch zu berücksichtigenden schwarzschildeffekt und hüllen sich darüber hinaus zumeist großzügig in bezug auf die erforderlichen verlängerungsfaktoren in tiefes schweigen.
dabei ist es grundsätzlich garnicht so schwierig ... wenn die richtigen faktoren und berechnungsmethoden einmal zur hand sind. in diesem zusammenhang hat sich das handbuch der fotografie von jost j. marchesi als außerordentlich hilfreich erwiesen. die hier vorgestellten berechnungsmethoden und verwendeten werte zur abschätzung des schwarzschildeffektes (punkt 2 und 3 sowie die reziprozitätsdaten einiger schwarz-weiß-materialien) entstammen zur gänze band 2 dieses handbuches.
obwohl unserer erfahrung nach pinhole fotografie trotz allem noch mit zahlreichen unsicherheitsfaktoren verbunden ist, möchten wir dennoch die möglichkeit nutzen, zumindest bei der gewünschten belichtungszeit auf einer halbwegs fundierten grundlage aufbauen zu können. es bleibt immer noch ausreichend spielraum zur entfaltung der eigenen krativität übrig.
obwohl natürlich klar ist, dass wir keinerlei verantwortung für die richtigkeit oder brauchbarkeit der so berechneten belichtungszeiten übernehmen können, möchten wir doch anmerken, dass die so berechneten werte zumindest eine sehr gute und brauchbare basis für weiterführende schätzungen darstellen können!
vorraussetzungen: zwei wesentliche Informationen sollten hierbei zur Verfügung stehen. das wäre einerseits die blendenzahl der pinhole-blende (fx) sowie eine möglichkeit die belichtungssituation mittels belichtungsmesser für eine bestimmte blende zu messen (bspw. für blende 8).
a) referenzmesswerte für die gewünschte belichtungsituation bspw. für blende f8, f16, f22 etc. -> tref
b) blendenzahl der pinhole kamera ... bspw. f250 ... fx
fref ... referenzblende (bspw. f8, f16, f22 ...)
tref ... belichtungszeit bei messbarer referenzblende (bspw. 1/125 für f8 -> 0,008)
fx ... pinhole blende
tkalk = tref * (fx / fref)^2
(angepasste formel nach: jost j. marchesi: handbuch der fotografie band 2 - seite 91)
tx = tmax * ((tkalk/tmax)^(1/p))
tkalk = die rechnerische belichtungszeit nach dem reziprozitätsgesetz,
tmax ... die längste belichtungszeit, für die das reziprozitätsgesetz noch erfüllt ist (sek.); und
p ... der schwarzschildexponent
(quelle: jost j. marchesi: handbuch der fotografie band 2 - seite 95) nach durchschnittlich 316 sekunden belichtungszeit hat jedoch auch die zuverlässigkeit dieser werte ihr kalkulatorisches ende gefunden.
fuji neopan 400 prof tmax=0,380 bis 316s p=0,7628 kodak tmax100 tmax=0,199 bis 316s p=0,7842
ilford pan f tmax=0,659 bis 45s p=0,7562 kodak tmax400 tmax=0,227 bis 316s p=0,8410
Ilford fp4+ tmax=0,204 bis 316s p=0,6753 kodak tri-x pan tmax=0,168 bis 1200s p=0,7199
ilford hp5+ tmax=0,365 bis 316s p=0,8014 kodak technical pantmax=1,000 bis 100s p=0,7993
kodak high speed infrared tmax=0,518 bis 1000s p=0,6839
die rechnerische belichtungszeit für f250 beträgt 7,8125 sek. = tkalk
verwendeter film tmax100:
tx = 0,199*((7,8125/0,199)^(1/0,7842)) = 21,45 sek.
zur kompensation der gradationsveränderung sollte abschließend bei schwarzweißfilmen noch die entwicklungszeit der belichtungszeit wie folgt angepasst werden (quelle: jost j. marchesi: handbuch der fotografie band 2 - seite 95):
ab zwei sekunden belichtungszeit die entwicklungszeiten um 10% verkürzen
ab 50 sekunden belichtungszeit die entwicklungszeiten um 20% verkürzen
ab 1200 sekunden belichtungszeit die entwicklungszeiten um 30% verkürzen
dieters lochkamera seite: http://www.die-lochkamera.de/s-effekt.pdf
corrected exposure time charts for the harman titan, the holga 120 wide pinhole camera and a agfa isola camera in combination with ilford FP4+ and HP5+ as well as kodak T-Max 100 and T-Max 400 black & white negative film.
attention: the data suggest some accuracy and objectivity which is not really implementable!
we have made some good shots with these ... but please don`t take these data for granted and rely on your personal sense of proportion. especially the data within the dark grey area are to be handled with great care. the calculated correction data gets more and more fictional with really long exposure times. in case of doubts ... don`t hurry & take some extra time!
detailled exposure chart for agfa isola f 220: exposure timetable agfa